Ich bin eine Umweltsau…

jaja, der WDR .. ein Kleinod im Kosmos des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seit gestern ein aufsteigender Stern am Shitstorm-Himmel.

Ein kleiner Rückblick ist vielleicht notwendig, um das Geschehene in den korrekten Kontext zu verfrachten.

Der künstlerische Gesamtleiter Zeljo Davutovic lies den Kinderchor eine parodierte Version des ohnehin schon parodistischen Liedes „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ vortragen und in der umgedichteten Version verballert die Oma 1000 Liter Sprit im Monat, brät sich Fleisch vom Discounter und düst mit dem SUV zum Arztbesuch und überfährt dabei zwei Opas.
Das ganze dann direkt nach den Weihnachtsfeiertagen 2019 dem Publikum unter den Baum gelegt.

So. Und nun?
Nunja, man könnte sich nun zurücklehnen, herzlich lachen und mit ein ganz klein wenig Selbstreflektion erkennen, dass man ja selber, mittlerweile mehrfacher Grossvater, vielleicht mal zu Fuss zum Bäcker gehen könnte, dies dann aber wieder verwerfen und zum Alltag übergehen.

Oder?
Man könnte sich empören, die armen alten Menschen beschützen, die als Umweltsau gebranntmarkt werden. Zur Hilfe eilen, wo keine geboten ist. Aufschwingen, die Generation Trümmerfrau zu verteidigen, weil es einfach richtig ist.. oder scheint… oder sich anfühlt.

Trümmerfrau. Auch eine Anekdote aus der romantisierten Nachkriegszeit, in der alte Mütterchen mit der blossen Hand die Schuttberge abtrugen und die Ebene für das Wirtschaftswunder schafften.
Etwa 10% der zum Dienst der Enttrümmerung Verpflichteten in München waren Frauen. 100 von 1300. Die Mithilfe bei der Schuttbeseitigung um sein Argument zu untermauern in seiner Empörung, ist zumindest kurios aber es zeigt welchen Geistes Kind man ist.

Wenn man nur halb so empört wäre, wenn mal wieder einer „dann sollen die Affen doch im Mittelmeer absaufen“ schreibt oder Smileys neben einen ertrunkenen Jungen geklebt werden, dann, ja dann könnte man das Maul aufreissen und sich aufregen, dass die arme Oma ja nur Befehle befolgt .. ich meine, Biodiesel verbraucht hat.
Sich aber nur um des Aufregens Willen zu echauffieren, „weil, das wird man ja noch mal sagen dürfen“, hier schliesslich arme geknechtete, vermutlich pfandflaschensammelnde Grossmütter durch den Dreck gezogen werden, dass ist schon befremdlich.

Nach dem ersten entrüsteten Aufschrei ging es dann recht schnell. Der WDR Intendant Tom Buhrow entschuldigt sich, der WDR Chorleiter entschuldigt sich, die Politik mischt sich ein und jeder hat seine Meinung zu dem Thema und die absolute Deutungshoheit (inkl. mir).
Plötzlich darf Satire nicht mehr alles. Einfach Satire drüber lackieren heisst nicht, dass man alte Menschen gesanglich misshandeln dürfe, Querverbindungen und Schuldzuweisungen werden geklöppelt und wer nicht für die Oma ist, der ist ein linksgrünfaschistischer Lügenpressesystemdoofkopp.

Heiligs Blechle … gehen mir diese besorgten Bürger auf den Penis. Wenn Böhmi einem Despoten die Ziegenfickerei andichtet, so sei das a) witzig und b) sein gutes satirisches Recht, wenn er gegen die „Sie haben mir ins Gesicht gefilmt!“ wutbürgerliche Pseudomitte seine Witzlein reisst, so ist es untragbare Herabwürdigung grundlegender Rechte eines jeden .. ach egal.

Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, meine Eltern mit erhobenem Zeigefinger gesehen zu haben, als wir in der Schule die „Oma im Hühnerstall Motorrad fahren“ liessen. Kein Mensch kam auf die Idee, dass man hier einer älteren Dame aus der Verwandschaft grundlegende Missachtung des Tierwohles unterstellen wolle. Niemand! Jedenfalls niemand, der halbwegs bei Verstand ist.

Und nun, eine absolut offensichtliche satirische Übertreibung des Liedgutes soll allen Ernstes herabwürdigend sein und geeignet das Andenken zu beschädigen? Ja? Ab in die Klapse ihr Pfosten.
Kinder würden instrumentalisiert um einen Generationenkonflikt zu schüren? Geht’s noch. Wer, wenn nicht Kinder, sollten dieses Kinderlied vortragen. Daraus Konfliktmaterial zu konstruieren ist mindestens bösartig. In den Kommentaren der Presse findet sich gerne auch ein „soll sich die arme Alte nun schämen, weil sie sich eben nur Discounterfleisch leisten kann? Ist es ihre Schuld, nicht xx hundert Euro für feinste Delikatessen zu haben?“ als Reaktion auf die Strophe mit dem Discounterkotlett. Alleine die Tatsache, auf so eine Phrase einzusteigen, zeigt uns, dass es nur um „i am offended, i am offended“ geht. Special Snowflakes und deren Fans, die sich im eigenen (erlogenen, weil nicht tatsächlich vorhandenen) Elend suhlen.

Ja, es geht in diesem Land sicher einiges gewaltig schief im Moment.
Ja, nicht alles ist eitel Sonnenschein und sicher zumindest diskussionswürdig.

Das alles als Schritt in die Öko-Diktatur zu fabulieren, statt darauf hinzuweisen, dass Nachhaltigkeit gerade bei den (inzwischen) Omas und Opas (wenn auch zwangsweise) erfunden wurde, zeigt die Hilflosigkeit derjenigen, die nun laut aufschreien.

Selber nichts auf die Kette kriegen und dann Stellvertreterkriege anfangen. Tolle Show.

Bashing vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk kommt immer gut an, schliesslich wird hier die Zwangsabgabe zur Volksverdummung und Umerziehung ja so wunderbar offensichtlich wenn es nach denen geht, die nicht länger schlafen. Dunning und Kruger hätten ihre wahre Freude an diesen Thesen.

Gut .. wenn keine vollkommen offensichtliche Satire erkennbar ist, wird’s halt echt schwer … auch wenn man hinterher nicht müde wird zu beteuern, es sei doch alles nur ein Spass gewesen. Das grosse Problem bei so einer Sache ist einfach, dass sich nicht alle, die sich über Umweltsau aufregen darüber im klaren sind, dass sie genau die Zielgruppe der neuen Rechten sind, die nur dann das Maul aufreissen und empört sind, wenn es der eigenen Sache dienlich ist oder einfach sehr bequem vom Sessel aus passieren kann. Blöd für Danny.

Zum Abschluss, jedoch nicht abschliessend sei gesagt..

WDR, Du bist einfach nur eine feige Sau. Reiss Dich zusammen, Finger aus dem Arsch und dazu stehen. Eine feine Satire, dargeboten von Knirpsen um uns, stellvertretend durch die Oma, den Spiegel vorzuhalten.
Ist das Zitat von Fr. Thunberg am Ende („we will not let you get away with this“) unbedingt notwendig um in dem schon viel zu lang andauernden Problem zu stochern, dass es nicht schön ist, wie ausgerechnet eine gut betuchte Schwedin von einem Raub der Kindheit faselt, während sie Tausenden die Bildung raubt mit ihren unseligen „Freitags machen wir Frei“ Parties? Musste das sein? Ja? Dann sei es drum, Satire darf das. Auch wenn es weh tut.

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