Du kommst hier ned rein .. wir woll’n hier ned rein …

der Lechtaler Schildbürgerstreich zeigt Wirkung. Es war zu erwarten, dass die Kradistentruppen nicht ein oder zwei Mitfahrer ausbooten und der Rest über Namloser Tal oder Hahntennjoch bügeln sondern geschlossen eine andere Lokation wählen. Völlig logisch, absolut richtig und nicht anders zu erwarten.

Was dachte denn die Tiroler Landeshauptmannsstellvertreterin (das nenne ich mal eine gelungene Wortschöpfung), sollte anderes passieren, als man Krafträder mit eingetragenem Standgeräusch über 95dB(A) aus den schönsten Strecken dort, aussperrte?

Kradisten sind gesellig und es gilt im Allgemeinen unter Freunden, Kameraden, Kumpels (und den weiblichen Pendants) eine gewisse Solidarität, ein Zusammenhalt, meist definiert über das gemeinsame Hobby. Und nicht ein tiefer gehendes Interesse einen Hotelier oder Restaurantbetreiber am Leben zu erhalten. Das ist ein Nebeneffekt, der niemals im Vordergrund stehen wird. Kann einer dort nicht fahren, fährt die Gruppe nicht dort.

Ist das unfair den Betreibern gegenüber?
Sicher nicht. Weint irgendjemand einem kleinen Familienbetrieb am Hahntennjoch nach, wenn er nach Corona Shutdown und nun ausbleibenden Motorradfahrern vor der Pleite steht? Nein, weder die Kradfahrer noch die Tiroler Landesregierung. Arbeitet man aktiv mit, den Betreiber zu ruinieren? Ja, jedoch nicht der Kradfahrer. Der ist genauso ein Opfer dieser Willkür.

Das mag nun erstmal hartherzig klingen, nur auf das eigene Hobby und seine eigenen Vorteile und den Spass fokussiert zu sein. Aber darum geht es bei einer Ausfahrt. Spass haben.

Es müssen sich auch nicht (nur) die Kradfahrer gegen so eine unfassbar dämliche Vorschrift wehren, auch die betroffenen Anwohner und Geschäftsleute der Region. Bis auf wenige Anrainer ist es nämlich scheissegal ob man nun ausgerechnet in dem Gebiet fährt und einkehrt oder in ein beliebiges Nachbartal fährt.

Vor allem anderen aber, muss man darauf aufmerksam machen, wer hier auf welche Weise versucht Lärm zu vermeiden und welche völlig bekloppten Regelungen man sich da ausspinnt.

Es gibt in den Fahrzeug- / Typenscheinen einen Eintrag für das Standgeräusch. Dieses wird (wie der Name schon suggeriert) im Stand gemessen und das Ergebnis eingetragen. Ein Limit gibt es nicht. Es spielt für die Legalität und damit Zulassungsfähigkeit keinen Rolle. Ob da 78dB(A) oder 110 dB(A) stehen, ist vollkommen unerheblich. Es dient lediglich als Messwert um einfach und schnell, vor Ort eine Abweichung und damit mögliche Manipulation erkennen und ahnden zu können, bis hin zur Stilllegung oder Einzug der Maschine.

Und dieser Wert sagt auch genau nichts darüber aus, ob das Krad bei der Fahrt „zu laut“ ist oder empfunden wird. Dies ist von etlichen anderen Faktoren, vor allem aber vom Fahrer abhängig.

Eine (nach der Verordnung) illegale Tuono lässt sich leiser und gehörschonender über das Hahntennjoch fahren als eine legale R1200GS, wenn man es will. Und das ist der Punkt. Man muss es wollen oder eben nicht. Wenn man egoistisch ist und seine Umwelt mit Lärm bombardiert, weil es wichtiger scheint, potent, laut und als Krawallo übers Land zu fetzen, bringt man eine Saat aus, die dann in einer Missernte, wie der aktuellen Verordnung allen zum Nachteil gereicht .. und zum Kotzen schmeckt,

Was wird aktuell gemacht?
Die Polizei steht vor allem an den Zu- und Einfahrten der von der Sperrung betroffenen Strassen und kontrolliert Fahrzeug-/Typenscheine auf Übereinstimmung der Fahrgestellnummer und eingetragenem Standgeräusch.

Was hätte man denn machen können?
Eine Regelung erlassen, die die tatsächliche, durch die Vorbeifahrt entstehenden Geräusche limitiert. Einhaltung mittels Lärmblitzern und Messung durchsetzen.

Das ist viel mehr Aufwand und kostet Unmengen.
Tja, das kann man ja wenigstens in der Theorie der Verordnung auf den Kraftradfahrer umlegen. Es ist ja nicht so, als wären Blitzer bei Geschwindigkeitsübertretungen nicht kostendeckend, ganz im Gegenteil, füllt sich mancher Stadtsäckel ganz erheblich aus den Einnahmen.

Warum ärgert es die Hotel- und Gaststättenbetreiber so arg?
Weil es die Motorradkunden sind, die einkehren und verzehren und übernachten. Nicht die Cabrioleten, die Wohnmobil- und Kombilenker. Die Anzahl der konsumierenden Kraftradfahrer ist deutlich höher auf den Pässen und auch der Wunsch und Wille auf einer Tour zu verzehren ist umso höher, als der Stauraum geringer ausfällt. Man fährt ja eher im Womo ein Radler auf die Passhöhe als man es auf einer Multistrada täte. Ausnahmen mögen die Regel bestätigen .. allein mir fehlt der Glaube und die anderweitige Erfahrung zeigt, dass vor einer Wirtschaft einfach mehr Kräder als Dosen stehen an einem Ausflugswochenende.

Wird diese Verordnung Bestand haben?
Man weiss es nicht .. zwar leuchtet jedem halbwegs klar denkenden Menschen wohl ein, dass man hier einen Bock geschossen hat, jedoch bedeutet dies in der Politik (und darum geht es hier ja eigentlich) nicht, dass man zugibt vollkommen depperte, untaugliche und aus technischer Sicht hanebüchene Verordnungen erlassen zu haben und seinen Hut zu nehmen. Rücktritt, öffentliches Auslachen und Verzicht auf jegliche politische Tätigkeit wäre das absolut Mindeste. Leider wird das nicht passieren, der Maut-Andi darf ja auch weiter seinen Unfug treiben und wenn man gar nichts mehr auf die Kette kriegt, wird man EU Digitalkomissar und salbadert da eben ein wenig rum.

2 Kommentare

  1. Ich habe mir letzten Samstag bei der OMV in Tannheim ein Snickers gekauft. »We will rebuild!«.

    Touris sind genügend vor Ort. Wie viel Geld die da lassen oder nicht weiß ich nicht. Wie viel Geld die Motorradfahrer da lassen oder nicht auch nicht. In Schattwald war wieder maximaler Benzinumschlagsplatz und den Rest habe ich nicht mitbekommen (via Grän wieder nach Deutschland).

    Wie es nächstes Jahr dort weitergeht sieht man. Wann sind eigentlich wieder Kommunalwahlen in der Region dort? 😉

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